Eines der schönsten Pilsener Wohnungsinterieure, das Adolf Loos entwarf, blieb im zweiten Stock eines Mietshauses in der Straße Bendova 10 erhalten. Das Interieur entstand entsprechend den Bedürfnissen des Chemiefachmanns Vilém Kraus und seiner Frau Gertrude in den Jahren 1930 – 31. Die Geschichte der Wohnung und ihrer Bewohner ist sehr traurig und dramatisch. Den zweiten Weltkrieg und die Verfolgung durch das nazistische Regime überlebte nur Vilém Kraus (die Ehefrau und die zwei Kinder kamen im Konzentrationslager ums Leben), welchem die Wohnung nachfolgend durch das totalitäre kommunistische Regime enteignet wurde und der sich im Zuge dessen entschied nach Großbritannien zu emigrieren.

Zur Zeit des Sozialismus wurde die ursprüngliche Wohnung in drei Wohnungseinheiten aufgeteilt; ein Teil der Ausstattung wurde in dieser Zeit unwiderruflich zerstört. Heutzutage ist die Wohnung Eigentum der Statutarstadt Pilsen. Der wertvollste Teil der Wohnung ist der mit dem Esszimmer verbundene Wohn-Saal. Sich gegenüber befindliche Spiegelwände erzeugen den Enfilade genannten Effekt, sprich die unendliche Vervielfältigung eines Spiegelbildes. Die Hauptwand des Wohnzimmers schmückt ein Kamin. Das Zimmer ist mit weiß-grünem Marmor getäfelt, die Decke bilden Platten aus dunklem Mahagoni. Interessant ist auch das erhaltene Schlafzimmer mit Einbau-Schminktisch und einer Reihe von Details in den Einbauschränken, wie z.B. Huthaken, Schubfachzusammenstellungen oder durchdacht gelöster Stauraum.

Im Jahr 2014 wurde die Wohnung nach dem Entwurf der Architekten Ludvík Grym a Jan Sapák rekonstruiert. Das ursprüngliche Mobiliar, das nicht erhalten geblieben ist, wurde nicht durch Repliken ersetzt, sondern durch substanziell entsprechende moderne Designerelemente. Das Ergebnis ist ein außergewöhnlich wertvoller und den kulturellen Zwecken angepasster Raum.

  • Holz

    Die Deckentäfelung aus Mahagoniholz wurde so stark poliert, dass sie den Raum unter sich reflektierte und das Zimmer somit optisch in die Höhe streckte.

  • Spiegel

    Bei den Interieuren war Loos´ Lieblingselement der Effekt der sogenannten Enfilade. Im Fall des Salons der Krauses erreichte er diesen illusorisch in faszinierender Vervielfältigung der Reflektion der sich gegenüberliegenden Spiegelwände.

  • Marmor

    Das Lieblingsmaterial von Loos war Stein. Im Wohnzimmer der Krauses verwendete er sogenannten Cipollino-Marmor, der schon bei den Römern im Altertum sehr beliebt war. Auf diese grün-weiße Kombination treffen wir auch bei der Müller-Villa in Prag oder bei den Täfelungen des Geschäftshauses Goldman& Salatsch in Wien.

Další interiéry

B10 Straße Bendova 10
K12 Straße Klatovská 12
H58 Straße Husova 58
K110 Straße Klatovská 110
K19 Straße Klatovská 19
P6 Straße Plachého 6
K140 Straße Klatovská 140
NR22 Platz der Republik 22
  • B10

    Kraus-Wohnung
    Straße Bendova 10

    Das zugängliche Interieur
    Besichtigungsstrecke 1

  • K12

    Wohnung von Dr. Vogel
    Straße Klatovská 12

    Das zugängliche Interieur
    Besichtigungsstrecke 1

  • H58

    Brummel-Haus
    Straße Husova 58

    Das zugängliche Interieur
    Besichtigungsstrecke 2

  • K110

    Wohnung des Ehepaars Semler
    Straße Klatovská 110

    Vorübergehend unzugänglich

  • P6

    Appartement von Richard Hirsch
    Straße Plachého 6

    Das nur ausnahmsweise zugängliche Interieur
    Besichtigungsstrecke 4

  • K19

    Wohnung der Familie Hugo Semler
    Straße Klatovská 19

    Das nur ausnahmsweise zugängliche Interieur
    Besichtigungsstrecke 4

  • K140

    Wohnung von Leo Brummel
    Straße Klatovská 140

    Das Interieur ist nicht zugänglich

  • NR22

    Wohnung des Ehepaares Weiner
    Platz der Republik 22

    Das Interieur ist nicht zugänglich